Veränderung geschieht im Kontext

Es ist von entscheidender Bedeutung zu wissen, wo man steht und was als nächste Schritte möglich oder plausibel ist. Aussagen darüber, wie die Dinge sein sollten, werden keinen Wandel herbeiführen, und Menschen zu sagen, dass sie sich "einfach ändern" oder als Person "wachsen" oder "sich entwickeln" sollen, ist ebenso wenig hilfreich wie Mitarbeitenden zu sagen, sie hätten "nicht die richtige Einstellung".

Dennoch können und sollten wir Zukunftsbilder als Inspiration nutzen, um eine neue Richtung einzuschlagen.

Kollektives Handeln ermöglichen

Die Einzelne und ihre Verantwortung sind nach wie vor wichtig, und in vielerlei Hinsicht sind sie eine der Quellen für Veränderungen. Und doch ist es noch wichtiger, das soziale System in den Blick zu nehmen, in das der Einzelne eingebettet ist: wir müssen Teams, Organisationen und Netzwerke dazu befähigen, durch Zusammenarbeit wirksam zu werden.

Das folgende Denkmuster hat Dave Snowden entwickelt.

Macht

Wer oder was kann handeln?

Wer hat welche Macht, über etwas oder etwas zu tun in einem sozialen System?

Wer oder was befindet sich in deinem Einflussbereich? In unserer Kultur hört man oft von individuellem Wachstum für individuellen Erfolg. Wir werden aufgefordert, einfach das Richtige zu tun - individuell. Doch so viele wichtige soziale und ökologische Ziele sind aufgrund der Art und Weise, wie unsere Welt (Systeme) aufgebaut sind, für den Einzelnen nur schwer oder unmöglich zu erreichen.

Wenn Städte für Autos gebaut werden, ist es schwierig, sich zu Fuß fortzubewegen. Wenn in vorgelagerten Prozessen viele Fehler auftreten, können auch die gewissenhaftesten Mitarbeiter in nachgelagerten Prozessen nicht für eine gute Qualität sorgen. Eine Fußballmannschaft mag aus einzelnen Superhelden bestehen - wenn sie nicht zusammenspielen, wird sie trotzdem verlieren.

Die Verteilung von Macht innerhalb eines Systems und die Art und Weise, wie das System die Teilnehmer in die Zusammenarbeit einbindet, ist wichtiger als jeder Appell an die individuelle Verantwortung und Handlungsfähigkeit.

Optionen

Wie kannst du innerhalb deines Einflussbereichs wirken - und wie könntest du ihn erweitern?

Du magst die Abholzung des Amazonaswaldes für unethisch und unverantwortlich halten - aber wenn es keine Alternative gibt, um die Familie zu ernähren, tut man es vielleicht trotzdem. Dann hat mensch keine wirkliche Wahl. Wenn die Abholzung in den Lieferketten der Produkte fest verankert ist, wird ethischer Konsum noch viel schwieriger.

Die Erklärung, die "Einstellung" von Menschen sei irgendwie unzureichend ist nicht hilfreich, weil sie vorgibt, dass alles Handeln oder Nichthandeln von der einzelnen Person abhängt und in ihr begründet ist. Im Grunde scheitere mensch, weil sie eben "keine Wachstumsmentalität" hat. "Du hast nicht hart genug an dir gearbeitet." ist eine beliebte Erzählung. Na Prost.

Die Utopie wird nicht entstehen, weil jeder in einer unmöglichen Umgebung zum Heiligen wird. Es sind die kollektive Vorstellungskraft und das kollektive Handeln, die Systemwandel ermöglichen und befördern.

Welche Verhaltensoptionen, welche Wahlmöglichkeiten oder Handlungsweisen stehen dir in deiner jetzigen Situation zur Verfügung, allein und mit anderen? Wie die Heldin in Die Eiskönigin II singt: "Alles, was du tun kannst, ist der nächste rechte Schritt."

Assemblage

Welche kleinen Geschichten, Überzeugungen und Anekdoten prägen die Art und Weise, wie du - oder Mitglieder deiner Organisation - die Welt sehen? Welche Geschichten erzählst du dir über deinen eigenen Einfluss? Um wen oder was drehen sich deine Geschichten in der Regel?

Könnten wir bewusst versuchen, neue Geschichten zu leben und zu erzählen? Wie könntest du Mut zum Handeln aufbringen, selbst wenn du das Gefühl hast, dass er dir fehlt?

Geschichte und Pfadabhängigkeiten sind wichtige Aspekte jedes menschlichen Systems. Deshalb ist es wichtiger, sich mit dem Status Quo zu beschäftigen, als die nächsten paar Jahre zu planen. Denn: was hält den Status Quo eigentlich so stabil? Selbst wenn ein System der Einzelnen die Möglichkeit zur Veränderung bietet, kann die Collage der (Selbst)erzählungen ein Handeln verhindern - oder sogar verhindern, dass die Einzelne die Handlungschancen wahrnimmt.